Germanija zemel' - Rossija regionov
In: Svobodnaja mysl': meždunarodnyj obščestvennyj žurnal, Heft 5/1474, S. 56-64
ISSN: 0869-4435
Die Verfasserin, eine Expertin der Russischen Akademie der Wissenschaften für West- und Mitteleuropa, vergleicht die föderalistischen Strukturen und Traditionen Deutschlands sowie der Russischen Föderation. Im Unterschied zum historisch gewachsenen deutschen Föderalismus, der sich politisch wesentlich im Grundgesetz sowie dem Bundesrat, kulturell in einer stark ausgeprägten Regionalidentität ausdrücke, sei der russische Regionalismus erst zu Beginn der 1990er Jahre entstanden; die Autorin drückt sogar Zweifel daran aus, daß es das "Rußland der Regionen" bereits gebe, da die historischen Traditionen sowie die derzeitigen Voraussetzungen fehlten: "Auf die Schultern des Landes drücken das Zarenreich sowie die Jahre der sowjetischen Gleichmacherei. Wirtschaftlich dürfte das 'Rußland der Regionen' ebenfalls kaum effektiv sein, denn die Regionen ergänzen einander nicht, infolge ihrer allzu großen Differenzierung. Die Interessen sind derart unterschiedlich, daß sogar eine gemeinsame ökonomische Sprache fehlt. Ein Kulturregionalismus ist ohnehin nicht für die russische Tradition kennzeichnend, und Versuche seiner Implementierung könnten erfolgreich sein, aber ebenso gut auch fehlschlagen. Zu guter Letzt baut der heutige Regionalismus unmittelbar auf der Zivilgesellschaft auf, die aber derzeit in Rußland fehlt. Die demokratischen Einrichtungen beschränken sich auf die Föderationsebene (...)." Den gegenwärtigen Zustand könne man noch nicht als "Rußland der Regionen" bezeichnen, sondern mit mehr Berechtigung als das "Rußlands Moskaus und der regionalen Eliten". (FUB-Hfm)